Donauwörther Zeitung vom 15.10.2022:


Das Rainer Schloss hat jetzt einen Stadel


VON ADALBERT RIEHL




Knapp zehn Jahre nach der Sanierung des Rainer Schlosses samt Garten gibt es nun einen Neubau auf dem Areal. Warum das für künftige Veranstaltungen wichtig ist.


Es ist nicht historisch und vielmehr praktisch als optisch ein Hingucker. Dennoch: Mit dem jetzt eingeweihten Nebengebäude des Rainer Schlosses ist die Anlage komplett. Die Zukunft des Areals beschreibt Rains Bürgermeister Karl Rehm mit folgenden Worten: "Nun kann unser Schloss und der Bereich um unser Schloss zu einem identifikationsstiftenden Zentrum in unserer Altstadt werden.“


Es sei ein weiterer Meilenstein nach der Sanierung des Schlosses und seines Außenbereichs vor der Gartenschau 2009, sagte Rehm bei der offiziellen Einweihung des kleinen Gebäudes. Ab 2013 folgte die Sanierung und neue Verwendung als Zentrum für Kultur und Bildung. Behutsam wurde das neue Gebäude nun in das historische Umfeld eingefügt. Dort sind notwendige Funktionsräume, Lager und auch Toiletten untergebracht. Der „Schlossstadel“, so die offizielle Bezeichnung, soll es einfacher machen, das Areal vielseitig zu nutzen. Optik und Kubatur des Gebäudes selbst waren das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, bei dem der Entwurf von Mauritz Lüps mit seinem Schondorfer Architekturbüro zur Realisierung angenommen wurde.

Ein Schlossstadel für 650.000 Euro in Rain

Bürgermeister Rehm bezifferte die Kosten mit 650.000 Euro – enthalten sind knapp 70.000 Euro für die Freilegung einer historischen Mauer. 390.000 Euro erhält die Stadt aus der Städtebauförderung, 3500 Euro kommen vom Landesamt für Denkmalpflege. Um möglichst wenig Mauerreste abtragen zu müssen, wurde der Neubau statt der ursprünglich vorgesehenen Streifenfundamente auf flachen Fundamenten errichtet, so Bürgermeister Rehm. Ein Teil des hochmittelalterlichen Mauerwerks ist durch eine Glasüberdeckung dauerhaft sichtbar.


Vorsitzender Dr. Markus Würmseher stellte seinen Verein „Freundeskreis Alt Rain“ als historisches Gewissen der Stadt vor. Er hatte mit auf die Bedeutung der zutage getretenen Mauer aufmerksam gemacht und mit Planer und Stadt die Idee für die Freilegung entwickelt. Anders als 1959 bei der Verfüllung des Schlossgrabens sei man, so Würmseher, sensibel an das Bauprojekt herangegangen. Er freue sich, dass der älteste nicht sakrale Bau der Stadt intensiv genutzt werde und das Areal mit dem neuen Gebäude noch mehr erlebbar gemacht wurde.

 




























FOTO: ADALBERT RIEHL



Architekt Mauritz Lüps erläuterte, warum das Gebäude heute so dastehe: Das Schloss mit Umfeld sei ein starkes Ensemble, er habe seine Planungsaufgabe darin gesehen, das Funktionsgebäude als Teil des Ganzen zu entwerfen. Es sollte nicht neu, sondern weitergebaut werden, er nahm Elemente des Hauptgebäudes auf – sichtbar an Fassadenelementen, Putz, Dachplatten und vielem mehr. Ihm sei wichtig gewesen, dass das Gebäude erkennbar einerseits den südlichen Schlossplatz vom nördlichen Schlossgarten trenne, andererseits durch den Weg zwischen Haupt- und Nebengebäude auch die Verbindung schaffe.

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